Ausblick für den deutschen Gaming-Markt: Wird 2026 ein gutes Jahr?

2024 war ein Dämpfer, 2025 ein Hoffnungsschimmer. Und wie wird 2026? Wer sich mit dem deutschen Gaming-Markt beschäftigt, blickt gespannt auf das kommende Jahr. Denn inmitten wachsender Begeisterung, neuen Konsolen und einem sich rasant entwickelnden Online-Sektor stellt sich die Frage, ob 2026 nicht das Jahr wird, in dem alles zusammenkommt, oder zumindest fast alles.

Klar ist, dass der Markt sich verändert, und zwar schneller denn je. Und auch wenn manch eine Zahl skeptisch stimmt, gibt es genügend Indizien dafür, dass die Games-Branche in Deutschland gerade erst warm gelaufen ist.


Der Markt im Umbruch: Wo der Gaming-Sektor aktuell steht

Was passiert, wenn sich ein Markt nach einem Rückschlag neu erfindet? Dann passiert so etwas wie 2025 in der Gaming-Branche. Nach dem Umsatzknick von 2024 hat der Markt wieder in die Spur gefunden. Mit einem Plus von 4 % kletterte das Marktvolumen in Deutschland auf 4,6 Milliarden Euro. Ein Signal, das in der Branche durchaus als Aufatmen zu werten ist. Dabei war es keineswegs der klassische Spieleverkauf, der diese Entwicklung trug. Hier ging es ganz im Gegenteil sogar leicht bergab, um rund 2 %. Der Motor der Erholung lag ganz woanders.

Ein Großteil des Aufschwungs lässt sich auf die Hardwareseite zurückführen. Die Nintendo Switch 2 sorgte für Vorfreude unter Fans und für ein sattes Umsatzplus von 17 % im Segment Games-Hardware. Zubehör, neue Controller-Designs, exklusive Bundle-Angebote, all das ließ die Kassen klingeln. Gleichzeitig legten auch die Online-Gaming-Services mit rund 4 % Wachstum leicht zu. Kein Paukenschlag, aber eben auch kein Rückschritt.

Die Zahl der Gamer selbst ist ein besonders wichtiger Faktor. Laut aktuellen Zahlen greifen rund 44 Millionen Menschen in Deutschland regelmäßig zum Controller, zum Smartphone oder zur Maus. Gaming ist heute ein Massenmedium mit Zugkraft in nahezu allen Altersklassen.

Und auch Online-Casinos boomen. Mehr und mehr Menschen zocken online, statt in die lokale Spielhalle zu gehen. Hier findet ein Paradigmenwechsel statt, der deutsche Produzenten von Casino-Games positiv beeinflussen könnte.

Welche Faktoren das Wachstum 2026 treiben könnten

Warum sollte 2026 nun besonders vielversprechend werden? Dafür sprechen gleich mehrere Entwicklungen, die auf technischen Innovationen beruhen und obendrein tief in der gesellschaftlichen Realität verwurzelt sind.

Da wäre zunächst die wachsende Selbstverständlichkeit, mit der Gaming konsumiert wird. Egal ob auf dem Sofa, unterwegs im Bus oder mit Freunden beim Koop-Abend, gespielt wird immer und überall. Games haben sich von der Nerd-Nische zur kulturellen Konstante entwickelt, vergleichbar mit Serien oder Musik. Und wer einmal erlebt hat, wie ein 60-Jähriger gemeinsam mit seinem Enkel ein Rätsel in einem Indie-Adventure löst, versteht schnell, dass diese Entwicklung ein Marktindikator ist.

Auch die Infrastruktur wächst mit. Online-Gaming-Services boomen weiter, sei es durch Plattformen wie Steam, durch Subscription-Dienste oder durch plattformübergreifende Accounts, die es ermöglichen, ein Spiel auf Konsole zu beginnen und später am PC weiterzuspielen. Diese Flexibilität trifft den Nerv der Zeit und dürfte sich 2026 noch stärker etablieren.

Mobile Gaming ist ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Faktor. Mit steigender Leistung bei Handhelds, besserem Grafikniveau auf Smartphones und cleveren Monetarisierungsstrategien wird dieses Segment für Spieler und Entwickler gleichermaßen immer attraktiver. Rund 29 % der Bevölkerung zeigen laut Umfragen Interesse an Gaming-Handhelds, Tendenz steigend. Das lässt natürlich vor allem Nintendos Herz höherschlagen, aber auch das von Herstellern wie Valve oder AYANEO. Auch hier wird also klar, dass Gaming immer mehr Massenmedium ist.

Und dann wäre da noch die gamescom. 2025 glänzte das Event mit Rekordbesucherzahlen, internationalen Publishern und einem medienwirksamen Auftritt, der weit über die Grenzen der Core-Szene hinausstrahlte. Events dieser Art liefern Impulse, schaffen Sichtbarkeit und machen sowohl bei Endkonsumenten als auch bei Investoren Lust auf mehr.


Die klassischen Spiele verlieren an Boden

So rosig die Entwicklung bei Hardware und Services auch wirkt, klassische Spiele, also physische Releases auf Disc oder Cartridge, können nicht mehr mithalten. Hier geht der Trend weiterhin leicht abwärts. Die Gründe sind vielfältig und reichen von veränderten Konsumgewohnheiten bis hin zu logistischen Fragen.

Digitale Distribution ist bequem, schnell und bietet oft bessere Deals. Warum also in den Laden laufen, wenn das neue Rollenspiel mit einem Klick verfügbar ist? Gleichzeitig schieben Cloud-Gaming und Streaming-Angebote weitere Veränderungen an. Die Vorstellung, Spiele nicht mehr zu besitzen, sondern lediglich Zugriff auf sie zu haben, mag für Traditionalisten ein Graus sein, für viele jüngere Spieler ist es dagegen längst Normalität.

Heißt das, dass klassische Spiele verschwinden? Wohl kaum. Aber ihr Anteil schrumpft, ihre wirtschaftliche Bedeutung ebenso. Das muss nicht zwingend schlecht sein, doch es verändert das Gleichgewicht innerhalb der Branche.
 

Strukturelle Herausforderungen, die den Aufschwung bremsen könnten

Es gibt jedoch einige Stolpersteine, die das Jahr 2026 ausbremsen könnten. Zumindest, wenn man sie ignoriert. Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass die Anzahl der Studios und Beschäftigten in der deutschen Games-Branche rückläufig ist. Das betrifft neben kleinen Indie-Schmieden auch etablierte Akteure, die mit Fachkräftemangel, steigenden Produktionskosten und verschärftem Wettbewerb kämpfen.

Hinzu kommt, dass Förderprogramme für die Branche zwar vorhanden sind, aber vielerorts nicht ausreichen, um langfristig wettbewerbsfähige Strukturen zu sichern. Wer ein Studio gründet, braucht neben Kapital auch verlässliche Rahmenbedingungen, Infrastruktur und Talent. Vieles davon fehlt, vor allem abseits der urbanen Zentren.

Die internationalen Märkte schlafen nicht. Länder wie Kanada, Südkorea oder Frankreich setzen konsequent auf Games-Förderung und holen Entwickler mit gezielten Anreizen ins Boot. Wenn Deutschland den Anschluss nicht verlieren will, braucht es mehr als nette Absichtserklärungen.


Wie sich der Markt 2026 entwickeln könnte

Die Prognose für 2026 lässt sich nicht in Stein meißeln, wohl aber in Szenarien denken. Werfen wir zunächst einen Blick auf die optimistische Variante. Technologische Innovationen, steigende Nutzerzahlen und kluge politische Impulse sorgen für einen echten Boom. Die Branche wächst, neue Studios entstehen, der Standort Deutschland gewinnt international an Strahlkraft.

Etwas nüchterner fällt das mittlere Szenario aus. Der Markt bleibt stabil, punktuelles Wachstum gleicht strukturelle Schwächen aus. Die Branche konsolidiert sich, ohne große Sprünge, aber auch ohne Rückschläge.

Das pessimistische Szenario hingegen malt ein anderes Bild. Fachkräftemangel, Bürokratie und internationale Konkurrenz führen dazu, dass deutsche Studios weiter schrumpfen oder ins Ausland abwandern. Innovation verlagert sich, während der heimische Markt stagniert, und das trotz positiver Konsumententrends.

Momentan spricht einiges für das mittlere Szenario. Doch ob es Richtung Boom oder Rückschritt kippt, hängt von politischen Entscheidungen, wirtschaftlichem Umfeld und Investitionsbereitschaft ab.
 

Welche Rolle spielt iGaming im Gesamtbild?

Auch wenn der Begriff „Gaming“ immer wieder mit Glücksspiel vermischt wird, spielen Online-Casinos, virtuelle Slots und Co. im klassischen Games-Markt nur eine Nebenrolle. iGaming ist ein eigener Kosmos mit anderen Zielgruppen, anderen Regulierungen und einem ganz anderen Geschäftsmodell.

Allerdings gibt es gewisse Schnittmengen, etwa bei Gamification-Mechaniken oder digitalen Wallets. Für die Wachstumsprognose 2026 im klassischen Gaming-Sinne ist iGaming aber eher ein Randthema.
 

Fazit: 2026 bietet Chancen, aber nicht zum Nulltarif

Der deutsche Gaming-Markt steht vor einem spannenden Jahr. Mit starken Fundamenten, einer breiten Spielerbasis und neuen technischen Möglichkeiten gibt es gute Gründe für Optimismus. Doch Wachstum fällt nicht vom Himmel. Wer 2026 zu einem echten Erfolgsjahr machen will, muss in Menschen, in Ideen, in Infrastruktur investieren.

Denn am Ende entscheidet die Frage, wie klug die Branche mit ihren Herausforderungen umgeht, darüber, ob Deutschland ein Gaming-Hotspot bleibt. Wer genau hinschaut, sieht viel Arbeit. Und das ist oft der ehrlichste Indikator für echtes Wachstum.