EA-Aktionäre stimmen Übernahme durch Saudi-Arabien zu – 55-Milliarden-Dollar-Deal sorgt für massive Bedenken

Die Aktionäre von Electronic Arts haben einem umstrittenen Übernahmeangebot zugestimmt. Damit könnte der US-Publisher bereits Anfang 2027 mehrheitlich in den Besitz des Saudi Public Investment Fund (PIF) übergehen – vorbehaltlich der noch ausstehenden regulatorischen Genehmigungen. Der Deal bewertet EA mit rund 55 Milliarden US-Dollar, was einem Kaufpreis von 210 US-Dollar pro Aktie entspricht.

Sollte die Übernahme abgeschlossen werden, würde EA nach fast vier Jahrzehnten wieder zu einem privaten Unternehmen werden. Die Eigentümerstruktur wäre dabei deutlich unausgewogen:

93,4 Prozent der Anteile gingen an den saudischen Staatsfonds PIF

5,5 Prozent an die US-Investmentfirma Silver Lake

1,1 Prozent an Affinity Partners, die Investmentgesellschaft von Jared Kushner, Schwiegersohn von Ex-Präsident Donald Trump, deren Kapital ebenfalls maßgeblich aus Saudi-Arabien stammt

Hoher Kaufpreis, enorme Schuldenlast

Für die bisherigen Aktionäre ist der Deal äußerst lukrativ. Der gebotene Preis liegt deutlich über dem bisherigen Börsenwert. Für EA selbst hätte die Transaktion jedoch erhebliche finanzielle Folgen: Um den Kaufpreis zu stemmen, würde das Unternehmen laut Berichten mit rund 20 Milliarden US-Dollar Schulden belastet.

Eine derart hohe Verschuldung könnte die finanzielle Flexibilität des Publishers massiv einschränken. Branchenexperten rechnen mit möglichen Einsparungen, Umstrukturierungen oder Stellenabbau, um die Kreditlast langfristig tragbar zu machen. Auch das Kreditrating von EA dürfte erheblich unter Druck geraten.

Politische und ethische Dimension

Neben den wirtschaftlichen Risiken sorgt vor allem der neue Mehrheitseigentümer für Kritik. Der saudische Staatsfonds steht international immer wieder wegen sogenanntem Sportswashing und Entertainment-Washing in der Kritik – also dem Versuch, das internationale Image des Landes durch Investitionen in Sport, Medien und Unterhaltung zu verbessern.

Für EA-Mitarbeitende und -Partner wirft die Übernahme Fragen auf:
Wie unabhängig bleibt die Unternehmensführung?
Welche Auswirkungen hat die neue Eigentümerstruktur auf Unternehmenswerte, interne Kultur und kreative Entscheidungen?
Und inwiefern könnten politische Interessen künftig Einfluss auf Inhalte, Marken oder Märkte nehmen?

Konkrete Eingriffe sind bislang nicht bekannt, doch Unsicherheit gilt als Gift für langfristige Entwicklungsprojekte – insbesondere in einer Branche, die stark auf Kreativität und Talentbindung angewiesen ist.

Regulatorische Prüfung steht noch aus

Der Deal wird nun von Wettbewerbs- und Aufsichtsbehörden in mehreren Ländern geprüft. Ein Vergleich drängt sich auf: Die Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft wurde weltweit intensiv untersucht und verzögerte sich erheblich. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass die politische Lage – insbesondere in den USA – der EA-Transaktion weniger Widerstand entgegensetzen könnte.

Die Beteiligung von Jared Kushners Affinity Partners könnte dabei zusätzlichen politischen Rückenwind liefern.

Warum die Aktionäre zustimmen

Aus Sicht der Investoren ist die Entscheidung nachvollziehbar. EA gilt zwar weiterhin als einer der größten Publisher der Welt, doch das Wachstum stagnierte zuletzt. Blockbuster wie EA Sports FC, Battlefield 6 oder Apex Legends sind zwar erfolgreich, erfordern jedoch enorme Budgets bei vergleichsweise begrenzten Margen. Gleichzeitig verlagert sich ein großer Teil des Branchenumsatzes zunehmend in den Mobile-Sektor, in dem EA weniger dominant ist.

Der Deal bietet Aktionären eine Gelegenheit, mit hohem Gewinn auszusteigen, unabhängig von der langfristigen Zukunft des Unternehmens.

Ein Wendepunkt für EA

Sollte die Übernahme wie geplant vollzogen werden, markiert sie einen der tiefgreifendsten Einschnitte in der Geschichte von Electronic Arts. Ob EA unter saudischer Mehrheit langfristig stabil bleibt, kreativ konkurrenzfähig bleibt und seine Talente halten kann, ist derzeit offen.

Fest steht: Diese Entscheidung wird nicht nur EA verändern – sondern auch die Diskussion über staatliche Investoren, kulturelle Verantwortung und wirtschaftliche Abhängigkeiten in der Games-Branche weiter anheizen.