Review: Mein Buchcafé in einer anderen Welt – Band 1

Ganz ehrlich? Ich hab nicht viel erwartet. „Wieder so ein Isekai-Ding“, dachte ich mir – aber was soll ich sagen: Mein Buchcafé in einer anderen Welt hat mich komplett überrascht. Und das nicht, weil hier Action, Magie oder der nächste übermächtige Held auf dich wartet. Sondern gerade, weil das alles nicht passiert.

Stattdessen bekommst du: Tsukina. Dreißig, abgekämpft vom echten Leben, und statt auf Monsterjagd zu gehen, macht sie genau das, was ich mir insgeheim auch wünsche: sie handelt mit Gott (!) einen Deal aus, um einfach ein Buchcafé in einer fremden Welt zu eröffnen. Ja, das ist die Prämisse. Und sie funktioniert überraschend gut.

Der Manga lebt komplett von seiner entschleunigten Stimmung. Keine hektische Plot-Spirale, keine überdramatischen Wendungen, sondern einfach ein schönes, ruhiges Setting mit Büchern, Tee und leisen Gesprächen. Klingt langweilig? Nur wenn man das falsche Tempo sucht. Denn gerade diese entspannte Atmosphäre macht die Geschichte so charmant. Es ist ein Manga zum Durchatmen.

Tsukina selbst ist großartig. Kein Teenie, kein typischer „Auserwählter“, sondern eine Erwachsene mit gesunder Skepsis, Pragmatismus und einem klaren Plan: Bloß keine Heldinnengeschichte. Sie ist bodenständig, sympathisch und endlich mal eine Figur, die sich wie eine echte Person anfühlt. Keine Wunschprojektionsfläche.

Und dann ist da noch Il: der pflichtbewusste, ernste Rittertyp, der regelmäßig im Café vorbeischaut. Zwischen den beiden entwickelt sich langsam (sehr langsam) eine kleine, feine Romanze, die nicht mit Feuerwerk und Kitsch um sich wirft, sondern mit Blicken, Gesprächen und gemeinsamem Lesen punktet. Keine billige Lovestory, sondern leise, echte Nähe. Ich mag das sehr.

Klar, es gibt auch eine zweite „Retterin“, die ihre Macht für egoistische Zwecke einsetzt und damit einen kleinen Kontrast zu Tsukinas Lebensweise bildet. Die ist leider eher Abziehbild als vielschichtige Figur – da hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht. Aber sie erfüllt ihren Zweck: Sie bringt ein bisschen Spannung in den sonst so sanften Fluss der Geschichte.

Optisch ist der Manga solide. Nicht überragend, aber sauber und stimmig gezeichnet. Was mir gefallen hat: Die Details im Café, die warmen Gesichtsausdrücke, das ganze „Slow Life“-Gefühl, das sich durch die Seiten zieht. Und: Das beigelegte Lesezeichen ist ein nettes Extra, das zum Thema passt.

Fazit:
Mein Buchcafé in einer anderen Welt ist kein Isekai wie jeder andere – sondern fast schon ein Anti-Isekai. Wer genug hat von Powerfantasien, Schwertkämpfen und Dämonenkönigen, findet hier eine kleine Oase. Entschleunigt, herzerwärmend und perfekt für entspannte Abende. Kein Manga, der schreit – sondern einer, der flüstert. Und genau deshalb sollte man ihm zuhören.