Battlefield 6 unter KI-Verdacht: Doppelläufige Waffe sorgt für Fan-Proteste

Die Debatte um generative KI in Videospielen erreicht zum Jahresende einen neuen Höhepunkt – und nun steht auch Battlefield 6 im Zentrum der Kritik. Nach Angaben aus dem Umfeld der Entwicklung untersucht Electronic Arts aktuell Vorwürfe, wonach KI-generierte Inhalte in den neuen kosmetischen Items der ersten Season gelandet sein könnten.

Auslöser der Diskussion ist ein Sticker aus dem aktuellen „Windchill“-Bundle, das für knapp 10 US-Dollar im Ingame-Shop angeboten wird. Das Motiv zeigt eine Spielfigur, die scheinbar mit einem doppelläufigen Gewehr auf Basis eines M4A1 zielt – ein klarer technischer Unsinn, der in der Community schnell als typisches KI-Fehlbild eingeordnet wurde.

Fans reagieren empfindlich

In den sozialen Netzwerken und auf Reddit machte der Sticker rasch die Runde. Ein vielfach zitierter Kommentar bringt die Stimmung auf den Punkt:

„Zwei Läufe auf einem M4A1? Dann lieber gar kein Sticker als so ein billiges KI-Bild.“

In der Folge begannen Spieler, auch andere kosmetische Inhalte in Battlefield 6 genauer unter die Lupe zu nehmen. Zwar wurden keine derart offensichtlichen Fehler entdeckt wie zuletzt bei Call of Duty: Black Ops 6 (Stichwort: Zombie mit sechs Fingern), doch einzelne Motive werfen Fragen auf – etwa ein Sticker mit einem Bären, der mehr als zehn Krallen zu besitzen scheint.

Brisant wegen früherem Versprechen

Besonders heikel ist die Situation, weil EA Anfang des Jahres eine klare Zusage gemacht hatte. Rebecka Coutaz, VP bei Electronic Arts und verantwortlich für DICE und die Battlefield-Teams, erklärte in einem BBC-Interview, dass keine KI-generierten Bilder im finalen Spiel sichtbar sein würden.

Gleichzeitig räumte sie jedoch ein, dass KI-Tools in frühen Produktionsphasen eingesetzt werden, um kreative Prozesse zu beschleunigen und Entwickler zu entlasten. Genau diese Grauzone steht nun im Fokus der Kritik.

Wie KI-Inhalte ins Spiel rutschen könnten

Branchenintern gelten zwei Szenarien als wahrscheinlich:

KI als Referenzmaterial
Konzeptkünstler nutzen generative KI, um grobe Bildideen oder Kompositionen zu erstellen, die später eigentlich manuell überarbeitet werden sollen. Bleiben dabei Elemente unzureichend korrigiert, können typische KI-Fehler im Endprodukt landen.

Outsourcing und Zeitdruck
Große Live-Service-Spiele wie Battlefield 6 greifen massiv auf externe Dienstleister zurück. Werden Assets unter Zeitdruck eingereicht und nur oberflächlich geprüft, können problematische Inhalte durch das Qualitätsmanagement rutschen.

Laut einer mit der Entwicklung vertrauten Quelle ist der aktuelle Post-Launch-Fahrplan extrem ambitioniert, was Ressourcen für gründliche Prüfungen zusätzlich belastet.

EA und KI: eine klare strategische Linie

Electronic Arts gehört zu den Publishern, die offen auf KI setzen. CEO Andrew Wilson bezeichnete KI gegenüber Investoren bereits als „Beschleuniger für Kreativität, Innovation und Spielerbindung“. Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen – von Art über QA bis Marketing – wurden aktiv ermutigt, mit entsprechenden Tools zu experimentieren.

Erst kürzlich wurde bekannt, dass für NHL 26 sogar ein komplettes Deluxe-Cover mithilfe von KI erstellt wurde.

Noch kein offizielles Statement

Ob der umstrittene Battlefield-6-Sticker tatsächlich mit generativer KI erstellt wurde oder lediglich ein Fall von schlampiger Qualitätskontrolle ist, bleibt bislang offen. EA hat auf eine Anfrage bislang nicht reagiert.

Fest steht jedoch: Die Toleranz der Spielerschaft gegenüber KI-Fehlern ist gering – besonders dann, wenn sie in bezahlten Inhalten auftreten und zuvor explizit ausgeschlossen wurden.

Ein Vertrauensproblem

Der Fall zeigt deutlich, dass es bei der KI-Debatte längst nicht mehr nur um Technik geht, sondern um Glaubwürdigkeit. Für Live-Service-Games mit Mikrotransaktionen gilt mehr denn je: Jeder sichtbare Fehler wird zur Grundsatzdiskussion. Und genau in diese ist Battlefield 6 nun hineingeraten.