Bericht: Ubisoft strich ein Assassin’s Creed über einen ehemaligen Sklaven nach dem Bürgerkrieg

Ein neuer Bericht von Game File zeichnet ein Bild davon, welches Assassin’s Creed wir fast bekommen hätten – und warum es letztlich nie das Licht der Welt erblickte. Laut interner Quellen arbeitete Ubisoft an einem Assassin’s Creed, das in der Reconstruction-Ära nach dem amerikanischen Bürgerkrieg spielen sollte.

Spieler:innen hätten in die Rolle eines ehemals versklavten Schwarzen Mannes geschlüpft, der nach seiner Befreiung von der Bruderschaft der Assassinen rekrutiert worden wäre. Seine Mission: in den Süden zurückkehren, um für Gerechtigkeit und Gleichheit zu kämpfen – und dabei mit den gesellschaftlichen und rassistischen Spannungen jener Zeit konfrontiert zu werden. Das Spiel hätte sogar die Gründung des Ku-Klux-Klan thematisiert.

Doch Ubisoft soll das Projekt im Juli 2024 gestoppt haben. Laut dem Bericht geschah dies aus Angst vor Kontroversen – insbesondere nach der rassistischen Gegenreaktion auf Yasuke, den schwarzen Samurai im kommenden Assassin’s Creed: Shadows. Quellen zufolge befürchtete das Management, ein Spiel über die Reconstruction-Ära sei „zu politisch in einem Land, das zu instabil ist“.

„Ich war furchtbar enttäuscht, aber nicht überrascht von der Führung“, zitiert Game File eine anonyme Quelle. „Sie treffen immer mehr Entscheidungen, um den politischen Status quo zu wahren. Kein Risiko, keine Haltung, keine Kreativität.“

Die Entscheidung fiel offenbar auch in einer Zeit, in der Ubisoft wirtschaftlich angeschlagen war. Nach dem Flop von Skull & Bones und der Einstellung des Free-to-Play-Shooters The Division: Heartland galt der Publisher intern als risikoscheu.

Game File berichtet weiter, dass das politische Klima in den USA eine zentrale Rolle bei der Absage gespielt habe – vor allem nach dem versuchten Attentat auf Donald Trump am 13. Juli 2024. Ubisoft wollte in dieser aufgeheizten Atmosphäre kein Spiel veröffentlichen, das als „spaltend“ wahrgenommen werden könnte.

Das Projekt befand sich noch in einer sehr frühen Konzeptphase, war aber bereits von der Unternehmensführung genehmigt. Es sollte ursprünglich die Themen Rassismus, Wiederaufbau und soziale Ungerechtigkeit mit der typischen Assassin’s-Creed-Mythologie verbinden – ähnlich, wie es frühere Teile wie Assassin’s Creed III: Liberation gewagt hatten.

Doch statt eines neuen, mutigen Kapitels in der Reihe entschied sich Ubisoft für den sicheren Weg.
Ein verpasstes Potenzial – und ein weiteres Beispiel dafür, wie Angst vor Kontroversen kreative Geschichten im Keim ersticken kann.