Microsoft verabschiedet sich still und leise von physischen Spielen – selbst bei eigenen Titeln

Während Microsoft mehr Spiele als je zuvor veröffentlicht, werden physische Editionen für Xbox-Konsolen immer seltener – vor allem bei den hauseigenen Produktionen. Jüngstes Beispiel: The Outer Worlds 2 von Obsidian. Auf der PlayStation 5 erscheint das Spiel ganz regulär auf Disc, auf der Xbox Series X dagegen nur noch als „Code in a Box“ – also eine leere Hülle mit einem Download-Code.

Ein klarer Trend, der sich schon länger abzeichnet – und für Fans physischer Spiele sowie Bewahrer digitaler Kultur ein echtes Problem darstellt.


Disc-Versionen? Nur noch auf der Konkurrenz

Nicht nur The Outer Worlds 2 ist betroffen. Auch andere Titel wie Ninja Gaiden 4 (von Microsoft publiziert), Tony Hawk’s Pro Skater 3+4 und sogar Gears of War: Reloaded erscheinen entweder ohne Disc oder komplett ohne Box für Xbox – während für PlayStation weiterhin vollwertige physische Editionen geplant sind. Laut einem Bericht des spanischen Magazins Vandal ist z. B. die PS5-Version von Gears Reloaded komplett von Disc spielbar.

Die Abkehr begann schon 2023 – schleichend, aber systematisch

Schon 2023 wurden erste Sorgen laut, als bei den FTC-Dokumenten zur Activision-Übernahme bekannt wurde, dass Microsoft an einem digitalen Mid-Gen-Refresh der Xbox arbeitete. Kurz darauf erschien Senua’s Saga: Hellblade II ohne physische Edition – und auf Social Media kursierten Bilder leergeräumter Xbox-Abteilungen bei US-Händlern, in denen Boxen zunehmend durch Code-Karten ersetzt wurden. Gleichzeitig gab es Berichte über Kürzungen in Microsofts Retail-Teams.

Nur durch Limited Run Games wurde später immerhin eine physische Version von Hellblade II möglich – aber eben nicht durch Microsoft selbst.


„Wir folgen dem Kundenverhalten“ – oder ist das nur ein Vorwand?

Microsoft-Gaming-CEO Phil Spencer äußerte sich im Februar 2024 gegenüber Game File:

„Wir unterstützen physische Medien, aber wir sehen keinen Bedarf, diese gegen die Nachfrage zu pushen. [...] Die meisten unserer Kunden kaufen digital.“

Zwar sagte er auch: „Unsere Strategie hängt nicht davon ab, dass alle auf Digital umsteigen – physisch aufzugeben ist keine strategische Entscheidung.“
Doch angesichts der aktuellen Veröffentlichungen fühlt sich das für viele Fans eher wie ein Lippenbekenntnis an. Microsoft reagierte auf Anfragen von Kotaku zu dem Thema nicht.


Ausnahme oder neue Normalität?

Indiana Jones and the Great Circle wird eine Disc-Version für beide Plattformen bekommen – aber andere First-Party-Titel wie Avowed erscheinen gar nicht in physischer Form. Bei Doom: The Dark Ages ist zwar eine Disc enthalten, die jedoch weniger als 1 GB Daten enthält – faktisch also nur ein Schlüssel zum Zwangsdownload. Für Call of Duty: Black Ops 7 wird Ähnliches erwartet.

Alles deutet auf Microsofts Zukunftsvision hin: Digital, Abo-basiert, PC-kompatibel und ohne physischen Ballast. Wer also The Outer Worlds 2 wirklich besitzen will, zahlt entweder 80 € für einen Code in Plastik – oder 20 € im Game Pass Ultimate für vollen Zugang, inklusive PC-Version. Praktisch für Geräte wie den kommenden ROG Xbox Ally (ohne Laufwerk), aber frustrierend für Sammler und Bewahrer.


Und 2026?

Ein Jahr voller Xbox-Nostalgie steht bevor: Fable, Forza, Gears: E-Day, womöglich ein Halo CE Remaster. Doch ob einer dieser Titel physisch erscheint? Wenn Microsoft den aktuellen Kurs hält – wohl kaum. Außer natürlich, sie kommen später für PS5. Dann klappt’s vielleicht auch wieder mit der Disc.