Review zu Cyberpunk: Edgerunners MADNESS

Cyberpunk: Edgerunners – MADNESS ist kein Sequel, kein Spin-off im klassischen Sinne und schon gar kein belangloses Lizenzprodukt. Der Manga ist ein Prequel zur Netflix-Serie Cyberpunk: Edgerunners und rückt zwei der auffälligsten Figuren des Animes endlich ins Rampenlicht: Pilar und Rebecca.

Die Geschichte setzt deutlich vor den Ereignissen der Serie an und zeigt, wie die Geschwister zu den Edgerunnern wurden, die Fans später kennenlernen. Ihr Ziel ist klar und fast schon tragisch-naiv: Sie wollen legendär werden – so wie ihr Vater. In Night City bedeutet das nicht Ruhm und Respekt, sondern Blut, Chaos und permanente Grenzüberschreitungen.

Was MADNESS richtig gut macht: Der Manga zeigt nicht nur Action, sondern Motivation. Pilar und Rebecca sind nicht einfach verrückt oder überdreht – sie sind Produkte dieser Stadt. Ihr Traum vom Aufstieg ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt, aber genau das treibt sie an. Night City frisst Idealismus, und MADNESS zeigt, wie früh dieser Prozess beginnt.

Wahnsinn als Zustand, nicht als Gimmick

Mit dem neuen Charakter Safran bekommt die Geschichte eine zusätzliche, unangenehme Ebene. Er ist kein klassischer Antagonist, sondern eher ein Katalysator – jemand, der den inneren und äußeren Wahnsinn der Geschwister beschleunigt. Alles wird extremer, unberechenbarer, gefährlicher. Der Titel MADNESS ist dabei nicht metaphorisch gemeint, sondern Programm.

Autor Bartosz Sztybor, der bereits für das Drehbuch des Animes verantwortlich war, versteht diese Welt perfekt. Der Ton sitzt. Die Dialoge fühlen sich nach Cyberpunk an, nicht nach Manga-Standardware. Es geht um Status, Körper, Gewalt und darum, wie wenig ein Menschenleben in Night City wert ist.

Artwork: Laut, dreckig, kompromisslos

Die Zeichnungen von Asano passen perfekt. Der Stil ist roh, stellenweise überzeichnet, voller Bewegung und Chaos. Night City wirkt nicht cool oder stylisch – sondern laut, dreckig und lebensfeindlich. Actionsequenzen sind unübersichtlich, brutal und genau deshalb glaubwürdig. Das hier will nicht schön sein, sondern weh tun.

Man merkt deutlich: Das ist Square-Enix- und CD-PROJEKT-DNA. Das fühlt sich offiziell, durchdacht und hochwertig an – nicht wie ein Fanservice-Nebenprodukt.

Fazit: Pflichtlektüre für Edgerunners-Fans

Cyberpunk: Edgerunners – MADNESS ist genau das, was sich Fans gewünscht haben, ohne es laut auszusprechen: Mehr Kontext, mehr Tiefe, mehr Wahnsinn. Wer Rebecca im Anime gefeiert hat, versteht sie hier besser. Wer Night City liebt, bekommt eine weitere brutale Perspektive auf diese Stadt.

Kein Happy End. Keine Heldenreise.
Nur zwei Geschwister, ein kaputter Traum – und eine Stadt, die alles verschlingt.