Death Stranding 2 ist das erste wirklich gute soziale Netzwerk – und du wirst darin nur durch Hilfsbereitschaft viral

Eines Nachts habe ich’s in Kojimas Meisterwerk Death Stranding 2 übertrieben. Zu viele Risiken eingegangen, zu weit gelaufen, inmitten eines BT-Gebiets. Mein Akku war fast leer, mein Exoskelett kurz davor, den Geist aufzugeben – und mit ihm mein kompletter Ladungsberg. Ich war am Arsch.

Doch dann, jenseits eines Hügels, flackerte ein kleines Licht der Hoffnung auf: ein Unterschlupf. Gebaut von einem anderen Spieler. Ich schleppte mich dorthin, lud meine Batterie, atmete durch. Und dann? Touchpad-Spam – hunderte Likes als Dank für diese rettende Struktur.

Das war kein Einzelfall. In Death Stranding 2: On The Beach, Hideo Kojimas neuestem postapokalyptischem Paketboten-Epos, passiert so etwas ständig. Es ist nicht nur ein Spiel – es ist das erste soziale Netzwerk, das sich wirklich gut anfühlt.


Das Like-Ökosystem von Death Stranding 2

Offiziell ist Death Stranding 2 ein Open-World-Spiel mit merkwürdiger Lore, viel Norman Reedus und noch mehr Wandern. Aber unter der Oberfläche läuft ein Multiplayer-System, das wie ein alternatives, besseres Twitter funktioniert. Du siehst nie andere Spieler direkt, aber du interagierst mit dem, was sie hinterlassen haben: Brücken, Schilder, Waffen, Pilze (!). Alles kann „geliked“ werden – aber nie disliked. Toxische Kommentare? Gibt’s nicht. Textnachrichten? Ebenfalls Fehlanzeige.

Und trotzdem – oder gerade deswegen – funktioniert das Ganze erstaunlich gut. Du willst viral gehen? Dann bau was Nützliches. Stell eine Leiter an die richtige Stelle. Parke ein Fahrzeug vor einem steilen Hang. Bau ein Schutzdach mitten im Nirgendwo. Deine Belohnung: eine Flut an Likes.


Spam mit Herz

Klar, auch in Death Stranding 2 gibt es „Spam“. Vor jedem wichtigen Gebäude findest du oft Dutzende Schilder und Items, alles fein säuberlich platziert von Spielern, die auf Likes hoffen. Aber es ist gut gemeinter Spam. Niemand schreit dich an. Niemand verbreitet Hass oder Desinformation. Stattdessen bekommst du Medipacks, Waffen oder ein Schild mit dem Kojima-typischen Emoji, das einfach nur „Daumen hoch“ bedeutet.

Wenn man das mit dem vergleicht, was auf Twitter, TikTok oder Facebook täglich passiert – Hetze, Fake News, sinnloses Gezanke –, wirkt das hier fast schon utopisch.


Die Anti-Plattform

Das wirklich Erstaunliche an Kojimas Design ist: Dieses System belohnt dich nicht für Aufmerksamkeit um jeden Preis – sondern für Hilfsbereitschaft. Du wirst nicht viral, weil du besonders laut, wütend oder kontrovers bist. Du wirst viral, weil du jemandem in der Not geholfen hast.

Und das, ehrlich gesagt, fühlt sich in 2025 fast schon revolutionär an.


Fazit: Kein Twitter-Killer, aber ein Hoffnungsschimmer

Natürlich wird Death Stranding 2 nicht Facebook oder X ersetzen. Es ist und bleibt ein Videospiel. Aber für ein paar Stunden am Tag, während du Lieferungen durch das zerfallene Amerika schleppst, fühlst du dich wie Teil eines Netzwerks, das nicht auf Klickzahlen, sondern auf Empathie basiert. Und das ist mehr, als man von den meisten „echten“ sozialen Netzwerken sagen kann.

Vielleicht wird die Welt dadurch nicht besser. Aber Death Stranding 2 zeigt, dass es auch anders geht.

Und das ist – in Kojimas Worten – „ein verdammtes Zeichen der Hoffnung“.